Berühmte Persönlichkeiten
Die Geschichte Milets ist mit vielen berühmten Persönlichkeiten verquickt. Einer der bekanntesten Milesier*innen ist sicherlich der Philosoph Thales (um 620-540 v. Chr.), der heute nicht nur als Urheber des Satz des Thales sondern auch als einer der Begründer der abendländischen Philosophie bekannt ist. Auf dieser Seite sollen einige Personen vorgestellt werden, die entweder aus Milet stammen oder mit der Geschichte der Stadt besonders verbunden sind. Diese Liste ist nicht vollständig und wird bei Gelegenheit ergänzt. Vorschläge nehmen wir gerne entgegen!
Die Vorsokratiker aus Milet
In einem Zeitalter, in dem mythische Wesen, heroische Krieger und alles beherrschende Götter das Land bevölkerten, suchte in Milet im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. der Philosoph Thales (um 620-540 v. Chr.) nach dem Wesen der Welt. Er wird als Begründer der abendländischen Philosophie betrachtet.
Im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen versuchte er sich von mythischen Erklärungen für die Prinzipien der Natur zu lösen und suchte in ihnen nach einer erkennbaren Ordnung. Dafür sammelte er Wissen, um die der Umwelt zugrunde liegende Logik bzw. Ordnung zu verstehen. Diese Forschungsweise wird heute als Naturphilosophie bezeichnet. Schriften von Thales sind nicht erhalten, aber seine Ideen und Berechnungen wurden bereits in der Antike von mehreren Gelehrten, wie zum Beispiel Platon, Aristoteles oder Diogenes Laertios, aufgegriffen. Neben seinen Leistungen in der Mathematik und der Astronomie suchte Thales nach dem Element, das am Anfang von allem stand. Für Thales war Wasser dieser Urstoff. Alles hatte für ihn eine Seele und somit etwas Göttliches. Nach Thales ist die Seele das, was eine Handlung hervorbringen oder auslösen kann. Heutzutage ist Thales am bekanntesten für den nach ihm benannten Satz aus der Mathematik. Er besagt, dass ein Dreieck aus den beiden Endpunkten des Durchmessers eines Halbkreises (Thaleskreis) und einem dritten, beliebigen Punkt auf diesem Kreis immer ein rechtwinkliges Dreieck ergibt.
Als Schüler und Nachfolger des Thales wird gemeinhin Anaximander (um 610-547 v. Chr.), der ebenfalls aus Milet stammte, angesehen. Dass diese beiden sich zu Lebzeiten in Milet getroffen haben, ist anzunehmen. Nach Anaximander, war allerdings das Unbegrenzte oder Unendliche (Apeiron) das Element, welches am Anfang von allem stand. Wie die olympischen Götter war es ein unsterbliches und unzerstörbares Wesen. Für ihn bestand somit eine beständige Ordnung im Kosmos, die durch den Austausch mit dem Apeiron entstand. Den Ursprung des Lebendigen verortete er wie Thales im Wasser. „Anaximander sagt, die ersten Lebewesen seien im Feuchten entstanden und von stachligen Rinden umgeben gewesen. Im weiteren Verlauf ihrer Lebenszeit seien sie auf das trockene Land gegangen und hätten, nachdem die sie umgebende Rinde aufgeplatzt sei, ihr Leben noch für kurze Zeit auf andere Weise verbracht.“ (C. Rapp, Die Vorsokratiker (München 1997), 51) Es ist faszinierend, wie nah Anaximanders Vorstellung vom Ursprung des Lebens der heutigen Evolutionstheorie kommt.
An die Lehre von Anaximander knüpfte der dritte in Milet geborene Vorsokratiker Anaximenes (um 585-524 v. Chr.) an. Seiner Meinung nach ist der Urstoff die alles umgebende Luft (aer). Denn Anaximenes hatte bemerkt, dass mit der Erwärmung eine Ausdehnung, mit der Abkühlung eine Zusammenziehung der Körper verbunden ist. Somit zog er den Schluss, dass alle Dinge, auch das Göttliche, aus der Luft und der Komprimierung und Expandierung entstünden.
Diese drei Milesier legten mit ihren Betrachtungen und Überlegungen den Grundstein für die (Natur-) Philosophie. Sie öffneten sich anderen Denkweisen und Kulturen, zum Beispiel übernahmen sie naturwissenschaftliche Konzepte der Ägypter. Ihre Ideen wurden von Händlern und Seefahrern aus Milet hinausgetragen und verbreiteten sich im gesamten Mittelmeerraum. So wurden sie zum Grundstein der modernen abendländischen Philosophie, die im Einklang mit den Naturwissenschaften die Frage des (menschlichen) Seins zu beantworten versucht.
Text: Florian Schwake
Aspasia von Milet
„[…] um Aspasia zu erfreuen, mag dies ein geeigneter Ort sein, um die Frage zu stellen, welch große Kunst oder Macht diese Frau besaß, dass sie nach Belieben mit den führenden Männern des Staates umging und den Philosophen Gelegenheit gab, in erhabenen Worten und in großer Länge über sie zu diskutieren“
Plut. Per. 24, 1
Die vermutlich berühmteste Frau des 5. Jahrhunderts v. Chr. war Aspasia aus Milet. Sie lebte etwa in dem Zeitraum von der Mitte bis zum Ende des 5. Jh. v. Chr.. Der Name Aspasia bedeutet „das schöne Willkommen“ und sie wuchs als Tochter des Axiochus in Milet auf. Berühmtheit erlangte sie allerdings erst nach ihrer Ankunft in Athen in den 40er Jahren des 5. Jhs. v. Chr.. Als eine sog. Hetäre (wörtl. "Gefährtin") erhielt sie Zutritt in die höchsten politischen Kreise des klassischen Athen. Sie war eine gebildete, von Philosophen hochgeachtete Frau. So wird sie in Xenophons memorabilia und oeconomicus mehrfach von Sokrates zitiert, um dessen Argumente zu unterstreichen. Hierbei bezieht er sich vor allem auf ihre Fähigkeiten im sozialen Umgang, zum Beispiel darin vorteilhafte Beziehungen zu erkennen und zu knüpfen.
Eine ebensolche ging sie auch selbst ein. Sie heiratete den attischen Strategen Perikles. Sie nutzte diese Beziehung vermutlich auch um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Der antike Geschichtsschreiber Plutarch (1.-2. Jh. n. Chr.) schrieb ihr sogar die Hauptschuld für den Ausbruch des Krieges zwischen Athen und Samos von 441-439 v. Chr. zu. Im Streit zwischen ihrer Heimatstadt Milet und Samos um das benachbarte Priene stellten sich die Athener auf die Seite der besiegten Milesier. Mit 40 Schiffen segelte Perikles nach Samos und vernichtete trotz großer eigener Verluste das Heer der Samer.
Aspasia stand wurde im weiteren Verlauf der Geschichte letztlich als die Liebenswürdigste aller Frauen betrachtet, so wie bspw. Alexander als der Größte der Helden galt. In der Geschichtswissenschaft wird ihre Historizität, also ob mit den Berichten eine historische Person zu verbinden ist, immer wieder angezweifelt. Grund dafür ist, dass in den Berichten ihre Person eine Reihe von widersprüchlichen Darstellungen vereinte. Mal war sie eine gute Ehefrau, mal eine Kombination aus Kurtisane und Prostituierte. Diese verschiedenen Rollenbilder könnten sich jedoch auch auf eine historische Person beziehen und die antiken Schriftsteller wählten die Rolle und den Charakter der Aspasia aus, der am besten zu ihrer Geschichte und ihrer Erzählabsicht passte, und betonten diesen.
Text: Florian Schwake
Marcus Ulpius Traianus
Über das Leben des römischen Feldherrn und Politikers Marcus Ulpius Traianus (vor 30 n. Chr. bis vor 100 n. Chr.), sind nur wenige Details überliefert. Er gehörte zu den Nachfahren italischer Siedler aus Umbrien, die von Scipio Africanus im Süden der iberischen Halbinsel angesiedelt worden waren. Trajanus stammte aus dem Geschlecht der Ulpii. Er hatte eine Schwester namens Ulpia ist, die Mutter von Publius Aelius Hadrianus Afer und Großmutter des späteren Kaisers Hadrian war . Traianus und seine Ehefrau namens Marcia hatten zwei Kinder: einen Sohn, Marcus, den zukünftigen Kaiser Trajan, und eine Tochter, Ulpia Marciana, die von ihrem Bruder 105 n. Chr. zur Augusta erhoben wurde.
Über seine frühe militärische und politische Karriere ist nichts bekannt. Erstmals tritt Traianus als Kommandant der 10. Legion (Legio X Fretensis) im Jüdisch-Römischen Krieg 67/68 n. Chr. in das geschichtliche Rampenlicht. Dadurch gewann er den Zuspruch des damaligen Statthalters der Provinz Judaea und späteren Kaisers Vespasian. Als Dank für seine Unterstützung im Vierkaiserjahr wurde Traianus von Vespasian in das Patriziat erhoben. Daraufhin begann Traianus seine politische Karriere. Er war zwischen 70 und 72 Suffektkonsul und verwaltete im Anschluss daran fünf Jahre lang die wichtige Provinz Syria. Später war er Statthalter seiner Heimatprovinz Baetica und schließlich in den Jahren 79/80 n. Chr. Prokonsul der Provinz Asia. In dieser Funktion stiftete er der Stadt Milet ein neues Nymphäum (Brunnenhaus) gegenüber dem Rathaus der Stadt (dem sog. Bouleuterion), was der lateinischen Inschrift auf den Architraven des unteren Geschosses zu entnehmen ist.
Marcus Ulpius Traianus starb vor dem Jahr 100 und wurde von seinem Sohn 113 n. Chr. als divus Traianus pater zum Gott erhoben.
Text: Florian Schwake
Ilyas Bey und die Menteşeoğulları
Die sog. “Menteşeoğulları” (Söhne des Mentesche) waren eine türkische Familie, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Fürstentum im Südwesten Anatoliens gründete und diese Region mehr als ein Jahrhundert lang beherrschte. Als Muğla und seine Umgebung 1261 von den Türken erobert wurden, versuchte der byzantinische Kaiser Michael VIII. Palaiologos in diese Situation einzugreifen, wurde aber von Menteşe Bey besiegt. So wurden Aydın (in der Antike Tralleis) und Güzel Hisar von den Türken eingenommen und die Menteşeoğlulları beherrschten die Region ab 1282.
Ilyas Bey von den Menteşeoğlulları wird erstmals im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert erwähnt. Sein Vater war Mehmet Bey, der Sohn von İbrahim von Menteşe, dem Herrscher über die Regionen Muğla und Çine. Sein Onkel war Ahmed Gazi, der Herrscher von Balat, Peçin und Milas. Wir haben keine Informationen über die frühe Zeit von Ilyas Bey, aber er erscheint auf der Bühne der Geschichte, als seine Ländereien nach der Schlacht von Ankara im Jahr 1402 von Timur an das Beylik (Fürstentum) von Menteşe zurückgegeben wurden.
Ilyas Beys Vater Mehmed Bey empfing Timur nach der Schlacht von Ankara am Fluss Mäander (Menderes) in der Nähe von Denizli und überreichte ihm wertvolle Geschenke, weshalb angenommen wird, dass Ilyas Bey mit Timur an der Schlacht von Ankara teilnahm. Die von Ilyas Bey angeführten Menteşeoğulları blieben unter der Führung von Timur bis zu dessen Tod im Jahr 1407. Nach Timurs Tod regierte er mal unabhängig, mal unter den Osmanen. Als Mehmet I. 1413 den osmanischen Thron bestieg, wurde Ilyas Bey dem osmanischen Sultan unterstellt und gab 1415 Münzen mit dem Namen von Mehmet I. heraus. Zur gleichen Zeit schickte er seine beiden Söhne (Leys und Ahmed) als Geiseln in den osmanischen Palast. Von Zeit zu Zeit unternahm er mit den Flotten, die er in der Werft von Balat gebaut hatte, Raubzüge. Nachdem Mehmet I. Izmir von den Aydınoğulları (einem anderen Fürstentum) erobert hatte, ließ er dort die Burg der Ritter von Rhodos abreißen und weiter südlich neue Burgen errichten. Ilyas Bey starb 1421 und wurde in seinem Grab neben der von ihm erbauten Moschee in Balat beigesetzt. Nach seinem Tod flohen seine Söhne aus dem osmanischen Palast und versuchten, das Fürstentum (Beylik) Menteşe zu übernehmen. Sie wurden jedoch besiegt und das Fürstentum in die osmanischen Länder eingegliedert, nachdem Murat II. 1424 die Provinz Menteşe erobert hatte. Während seiner 19-jährigen Herrschaft baute Ilyas Bey 1404 eine Moschee, eine Madrasa und ein Imarett in Balat.
Text: Nisan Lordoğlu
Literaturhinweise
- F. Emecen, “İlyas Bey: Menteşeoğulları’nın Son Beyi”, İslam Ansiklopedisi 22. Cilt, 2000, 162-163.
- H. D. Yıldız, Anadolu Türk Tarihi (Osmanlı Devleti’nin Kuruluşuna Kadar), Anadolu Uygarlıkları Ansiklopedisi 3, 1982.
- P. Wittek, Menteşe Beyliği, Ankara 1986.