Vier-Säulen-Moschee
Unmittelbar südlich des Durchgangs durch die spätbyzantinische Umfassungsmauer des Kaletepe (dt. „Burgberg“, auch oft Theaterhügel genannt) liegt eine der zahlreichen Moscheen des mittelalterlichen Balat, das die spätbyzantinische Siedlung Palatia abgelöst hatte. Sie wird in der deutschen Literatur als „Vier-Säulen-Moschee“ bezeichnet und befindet sich auf einer kleinen Terrasse am Hang zwischen Theaterkastell und antikem Stadtzentrum. Das Gebäude besteht aus einem fast quadratischen Raum von etwa 12m auf 12,40m im Innenmaß. Nicht ganz im Zentrum des Raumes tragen vier Stützen, die auf wiederverwendeten, älteren Basen stehen, das Dach. Die Gebetsnische (Mihrab) wurde aus Ziegeln gemauert und liegt nicht gänzlich gerade in der südlichen Wand der Moschee. Mit ihrer leichten Schieflage bildet sie vom Zentrum der vier Säulen aus gesehen die Qibla (die Gebetsrichtung nach Mekka, von hier aus südöstlich) besser ab als die Wand selbst. Die ungenaue Ausrichtung des Gebäudes selbst könnte darauf hinweisen, dass es sich um einen früheren, wiederverwendeten Bau handelt, dessen etwa einen Meter starke Mauern allerdings auch schon aus älteren, wiederverwendeten Steinen (Spolien) bestehen. Aus osmanischen Schriftquellen aus dem Jahr 1583 erschließt sich der Name der Moschee, die wohl als Hisar Moschee (dt. Festungsmoschee) bzw. "Hatib-i Cami-i Hisar" bekannt war. Die Einrichtung der Moschee wird in die erste Hälfte des 14. Jh. n. Chr. datiert, also in den Beginn der Emiratszeit, während Balat unter der Herrschaft des Fürstentums (Beylik) Menteşe stand.
Text: Lisa Steinmann
Literaturhinweise
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K. Wulzinger, Das islamische Milet, Milet 3,4 (Berlin 1935)
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A. Durukan, Menteşe Beyliği Zamanında Balat (Antik Miletus / Palatia), in: H.B. Konyar – N. Yavuzoğlu-Atasoy (Hrsg.), Beylikler Dönemi Kültür ve Sanat, Sanat Tarihi Derneği Yayınları 9 (Istanbul 2014) 83–134