Thermen am Humeitepe
Am Fuße des Humeitepes, dem nördlichen Sieglungshügel von Milet, befinden sich die sogenannten Thermen am Humeitepe. Dabei handelt es sich um eine der sieben bekannten Badeanstalten von Milet. Sie zählt zu den vergleichsweise kleineren und nimmt einen gesamten Straßenblock (Insula) im Wohnviertel nördlich des Löwenhafens ein. Vermutlich stammt die Anlage aus einer Zeit zwischen der Mitte des 1. Jh. und der Mitte des 2. Jh. n. Chr. Da die städtischen Hauptwasserleitungen 79/80 n. Chr. ausgebaut wurden, ist eine Datierung nach dieser Zeit naheliegend.
Die Therme ist als ein kompaktes Gesamtbauwerk zu betrachten, bei dem das eigentliche Bad auf den Langseiten von Ladenzeilen umgeben ist, die zur Straße hin ausgerichtet sind. Ein zentraler Eingangsbereich (Vestibül) im Süden des Gebäudes führt zum Innenhof, welcher mit Säulen umstellt war (Peristyl). Außerdem fanden sich im Eingangsbereich Treppenhäuser, durch die auf ein Obergeschoss geschlossen werden kann, und Latrinen, die im Osten des Eingangs lagen. Inmitten des Innenhofes befand sich ein langrechteckiges Kaltwasserbecken (Natatio). Von den Besucher*innen der Therme konnte es genutzt werden, um sich nach dem Aufenthalt in den Warmbaderäumen abzukühlen. Das Kaltwasserbecken stammt jedoch nicht aus der Errichtungszeit der Badeanstalt, sondern wurde bei Umbauarbeiten in der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr. hinzugefügt. Vom Innenhof aus Richtung Norden gelangt man zu dem eigentlichen Badeblock, der in 3 aufeinanderfolgende Zonen gegliedert wird. Die erste Zone besteht aus einer zentralen Nische (Exedra), mit zwei Säulen im Inneren und zwei Nebenräumen, die als Umkleiden genutzt wurden (Apodyterien). Südlich an diese Umkleiden schließt jeweils ein kleines Kaltwasserbecken an. Die nächste Zone, nördlich der ersten, ist der Warmbadebereich. Ein zentraler Heißraum (Caldarium) wird umgeben von zwei symmetrisch angeordneten und weniger stark beheizten Warmräumen (Tepidarien). Für die Beheizung der Therme diente die dritte Zone. Ohne eine direkte Verbindung zum Rest der Therme und nur von der Straße aus erreichbar, ordnen sich korridorartige, schmale Räume an. Im mittleren Raum befanden sich die Feuerstellen (Präfurnien). Zum Ausgang der Kaiserzeit, also im 4. Jh. n. Chr., wurde die Anlage in ein prunkvolles, palastartiges Wohnhaus umgewandelt.
Text: Silas Munnecke
Literaturhinweise
- A. von Gerkan – F. Krischen, Thermen und Palaestren, Milet 1,9 (Berlin 1928) 126–142