Hagia Paraskevi
Nachdem die spätbyzantinische Siedlung Palatia etwa am Ende des 13. Jh. n. Chr. vom Fürstentum (Beylik) Menteşe eingenommen worden war, wurde die christliche Bevölkerung wohl von der Siedlung auf dem Kaletepe in andere Quartiere verdrängt. Um die kleine Kapelle Hagia Paraskevi, die etwas westlich abseits der modernen Straße zwischen Museum und Theater etwa auf Höhe des antiken Stadions liegt, befand sich wahrscheinlich ein orthodoxes Viertel. Mindestens bis ins Jahr 1517 n. Chr. bestand noch eine christliche Nachbarschaft in Balat, wie aus osmanischen Steuerregistern bekannt ist.
Die kleine Kapelle Hagia Paraskevi wurde südlich an einen bestehenden, nahezu quadratischen Raum angesetzt, dessen Orientierung dem antiken Straßenraster entspricht. Maueransätze in der Nordecke des Gebäudes deuten darauf hin, dass es einen weiteren Raum gab, der jedoch nicht erhalten ist. Das Mauerwerk der ältesten Wände besteht aus größeren Blöcken und unterscheidet sich damit deutlich von den auf- und angesetzten Mauern der Kapelle, die aus kleineren, unregelmäßigen Bruchsteinen hergestellt wurden. Vom nördlichen Raum führt eine 3,20m breite Tür mit Bogenabschluss nach Süden in die Kapelle.
Im Osten der Nordwand der Kapelle liegt eine kleine Nische in der Wand. In der Südwand gab es keine Öffnungen. In der Wand sind einige größere, wiederverwendete Architekturteile (Spolien) verbaut, die zur Zeit der Nutzung der Kapelle jedoch unter dem Wandputz versteckt lagen. In vielen Fällen wurden Bauteile mit dünnen Bändern aus zerbrochenen Ziegeln umgeben (sog. Kästelmauerwerk).
Die Apsis in der Ostwand ist relativ flach und besitzt im Zentrum ein kleines, schlitzartiges Fenster, dessen Seiten von zwei hochkant stehenden Marmorblöcken gebildet werden. Der Eingang hat sich gegenüber der Apsis in der Westwand befunden und ist heute zerstört. Bei der bedeutend späteren Nutzung der Kapelle als Scheune war er schon erweitert worden, um auch bei erhöhtem Bodenniveau noch einen Zugang zu ermöglichen.
Der nördliche Raum kann aufgrund seiner Mauertechnik frühestens in der frühbyzantinischen Zeit angelegt worden sein. Die Kapelle selbst ist an diesen Raum angebaut worden, nachdem das Bodenniveau bereits etwas höher lag. Wahrscheinlich ist eine Errichtung im 14. Jh. n. Chr. Ein späteres Manuskript berichtet auch tatsächlich davon, dass ein Symeon von Milet am 17. April 1356 einen Altar für die Heilige Paraskevi geweiht haben soll. Ob es sich dabei um genau diese Kapelle handelt, deren Name mündlich überliefert wurde, ist natürlich nicht sicher. Im 19. Jh. n. Chr. wurde das Gebäude schließlich als Scheune verwendet.
Text: Lisa Steinmann
Literaturhinweise
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D. Göçmen – Ph. Niewöhner – B. Raubo, Hagia Paraskevi, in: Ph. Niewöhner, Neue spät- und nachantike Monumente von Milet und der mittelbyzantinische Zerfall des anatolischen Städtewesens, AA 2013/2, 2014, 215–224