Ilyas Bey-Moschee und Stiftung
Eines der beliebtesten Ziele von Besucher*innen ist die gut erhaltene und gepflegte Ilyas Bey Moschee, die heute auf halbem Weg zwischen Museum und Theater liegt. Die Moschee ist Teil eines größeren Komplexes (Külliye bzw. Imaret) aus Moschee, Nebengebäuden, Friedhof und zwei Bädern. Diese sog. Külliye wurde zwischen 2008 und 2011 umfassend restauriert. Solche öffentlichen Gebäudekomplexe waren in der Emiratszeit und im Osmanischen Reich oft Stiftungen (tr. vakıf) wohlhabender Menschen oder Herrscher. Den Namen erhält der Komplex von seinem Stifter Ilyas Bey, der zwischen 1402 und 1424 an der Spitze des Fürstentums (Beylik) Menteşe stand, zu dem Balat (das mittelalterliche Milet) zu dieser Zeit gehörte. Ein Kuppelbau im Nordtrakt der Moschee war wohl für Ilyas Bey als Stiftergrab vorgesehen, jedoch wurde er andernorts in Beçin beigesetzt.
Innerhalb der äußeren Umfassungsmauer bildet die Moschee mit dem davorliegenden, erneut eingegrenzten Hof das größte Gebäude. Dieser Hof ist heute durch einen neu angelegten Durchgang durch einen der umliegenden kleinen Räume zu betreten. Die Ausrichtung des Hofes und der umliegenden Räume, die vielleicht als Lehrräume für die Schule der Stiftung genutzt worden sind, entspricht nur ungefähr der Ausrichtung der Moschee selbst. An diesem Hof liegt auch der eingangs erwähnte kleinere Kuppelbau. Die Fassade des Eingangs zur Moschee ist vom Hof aus gesehen mit Marmor verkleidet und enthält farbige Säulen sowie einen großen Bogen zentral über dem Eingang. Im Mauerwerk finden an vielen Stellen in kunstvoller Form antike Architekturteile (Spolien) Verwendung. Die Moschee selbst ist von einer großen Kuppel aus Ziegelmauerwerk überspannt, deren Durchmesser 14m beträgt. In der Nordwestecke stand das Minarett (der Turm von dem aus zum Gebet gerufen wird), welches über eine enge Wendeltreppe in der über 2m starken Gebäudemauer von innen zu erreichen war. Innen in der Südostwand liegt eine nach Mekka weisende Gebetsnische (Mihrab), die in Marmor gefasst ist und laut einer Inschrift von einem Steinmetz namens „Nasreddin Altana“ gefertigt wurde. Im Innern wird zur Ausgestaltung von Gewölben oft Stalaktitendekor (Muqarnas) verwendet.
Nördlich der Moschee und der ihren Vorplatz umgebenden Räume befinden sich zwei der Stiftung zugehörige Bäder. Das kleinere von beiden besteht lediglich aus drei Räumen und bildete den Frauentrakt. Das größere Bad besteht aus einem zentralen, überkuppelten Raum an den sich an allen Seiten sowie in den Ecken kleinere Räume anschließen. Die Innenwände waren mit Stuck und Ritzzeichnungen von Schiffen ausgestaltet. Die Bäder wurden von einer großen Hypokaustenanlage unter dem Fußboden beheizt.
Neben diesen Hauptgebäuden wurden im umzäunten Areal der Moschee einige Ladenlokale, Werkstätten und sogar ein Brennofen gefunden. An der westlichen Umfassungsmauer liegen zusätzlich einige kleine Räume, die vielleicht als Unterkünfte für die Angehörigen der Schule des Komplexes gedient haben könnten. Östlich des Ilyas Bey Komplexes verläuft eine große gepflasterte Straße aus der gleichen Zeit, unter der antike Wasserleitungen lagen, die wohl noch zur Zeit der Moschee in Benutzung waren.
Text: Lisa Steinmann
Literaturhinweise
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K. Wulzinger, Das islamische Milet, Milet 3,4 (Berlin 1935)
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M. B. Tanman – L. K. Elbirlik (Hrsg.), Balat İlyas Bey Külliyesi / İlyas Bey Complex. Tarih Mimari Restorasyon / History Architecture Restoration (Istanbul 2011)