Südmarkt
Bei dem Südmarkt handelt es sich um die größte Platzanlage von Milet. Neben der Repräsentation durch monumentale Architektur diente der Markt auch Handelszwecken und als öffentlicher und sozialer Treffpunkt. Das wohl prominenteste Element der Anlage ist das Markttor von Milet, ein römisches Prachttor am nördlichen Eingang zum Markt. Heute ist dieses Bauwerk im Pergamonmuseum in Berlin ausgestellt. Schon seit 1899 wird der Südmarkt untersucht und 1901 wurden erste Grabungen durchgeführt. Bis heute wurde er jedoch nicht vollständig ausgegraben.
Die südwestliche Ecke wird von einer Moschee mit Friedhof überlagert. Auf dem Areal wurde am östlichen Rand in hellenistischer Zeit (ca. 336 v. Chr. bis 30 v. Chr.) eine Halle gestiftet, die von Knackfuss als eine Art Kaufhaus mit effizienter Raumnutzung beschrieben wird. Die Läden und Magazinräume wurden verpachtet und von den Einnahmen sollten Baumaßnahmen im Apollonheiligtum von Didyma finanziert werden. Architektonische Merkmale, sowie Fragmente einer Inschrift, verweisen auf den hellenistischen König Antiochos I. als Stifter der Halle. Demnach soll er im Jahre 299 v. Chr. den Bau einer Halle von der Länge eines Stadions finanziert haben. Als nächstes wurde eine gegenüberliegende, L-förmige und zweischiffige Nord-West-Halle errichtet und die Umrahmung des Platzes durch eine weitere Halle im Süden vollständig abgeschlossen. Diese wies rückwärtig 19 Kammern auf, welche ebenfalls als Laden- und Magazinräume genutzt wurden. Anhand der technischen Ausführungen wird sie von Knackfuss in die zweite Hälfte des 2. Jh. v. Chr. datiert. Die erste Toranlage, als nördlicher Eingang zum Markt, wurde gegen Ende des Hellenismus errichtet, um den Komplex abzuschließen. Diese wurde während der Regierungszeit der Kaiser Domitian (81-91 n. Chr.) oder Trajan (98-117 n. Chr.) abgetragen und von dem Prachttor (Markttor von Milet) abgelöst. Der südliche Eingang zum Markt blieb einfach gehalten. In römischer Zeit wurde nicht nur das Markttor neu errichtet, sondern auch weitere umfassende Umbauarbeiten vorgenommen: Der gesamte, bisher selbständige Ostflügel wurde mit den anderen Hallen verbunden, sodass der Platz komplett von zweischiffigen Säulenhallen umrahmt wurde.
Text: Silas Munnecke
Literaturhinweise
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H. Knackfuss, Der südliche Markt und die benachbarten Bauanlagen. Mit epigraphischem Beitrag von A. Rehm. Milet 1,7 (Berlin 1924)
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H. v. Hesberg, Platzanlagen und Hallenbauten in der Zeit des frühen Hellenismus, in: Akten des XIII. Internationalen Kongresses für Klassische Archäologie, Berlin 1988 (Berlin 1990) 72-74
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B. Emme, „Das Märchen von den drei Märkten“. Bauten merkantiler Funktion und die städtebauliche Entwicklung des hellenistischen Milet, IstMitt 63, 2013, 51–74