Vierzig Stufen-Moschee und Türkisches Bad
In einem im Mittelalter erneut besiedelten Bereich im antiken Stadtzentrum befindet sich die Vierzig-Stufen-Moschee (auf tr. Kırk Merdiven Camii). Der heutige Name spielt auf die außenliegenden Stufen an, die zum Dach führen, das als Minarett – also dem Ort von dem der Muezzin zum Gebet ruft – genutzt wurde. Heute sind noch zehn der ehemals 19 Stufen erhalten. Die „vierzig“ Stufen im Namen sind lediglich ein umgangssprachlicher Ausdruck dafür, dass es sich um viele sichtbare Stufen handelt. Die Moschee und das benachbarte Bad sind Teile eines größeren Komplexes. Hierzu gehörte auch ein sich anschließender Friedhof. Bei der Gesamtanlage handelt es sich sicherlich um die Stiftung (tr. vakıf) des Ibrahim Bey, der von 1337 bis 1366 das Fürstentum (das Beylik Menteşe), in dem Balat lag, regierte. Der Bereich von Moschee, Bad und Friedhof kann deswegen auch als „Ibrahim Bey Külliyesi“ oder „Ibrahim Bey Komplex“ bezeichnet werden. Eine Külliye bzw. ein Imaret ist ein Zusammenhängender Gebäudekomplex aus Moschee, Nebengebäuden, Friedhof, Bädern und oft auch religiösen Schulen, der üblicherweise durch die Stiftung eines wohlhabenden Menschen finanziert wird. Die Errichtung der beiden Gebäude wird in die Mitte des 14. Jh. n. Chr. datiert.
Die Moschee ist ein etwa 16 x 20 m großes, rechteckiges Gebäude, das nach Südosten und damit auf Mekka ausgerichtet ist. Die Mauern der Moschee bestehen überwiegend aus wiederverwendeten Architekturteilen (Spolien), während man für die Außentreppe kleinere Steine und Ziegelbruch verwendete. Im Jahr 1583 war sie einem Katasterregister zufolge weiterhin in Benutzung und es sind auch aus den folgenden Jahrhunderten einige Imame der Stiftung bekannt.
Das der Moschee zugehörige Bad liegt unmittelbar westlich und gehört zu den am besten erhaltenen Gebäuden im archäologischen Park. Es ist etwa 15 x 18m groß. Teile der Gewölbe, mit denen die Räume überdacht waren, sind noch erhalten. Die Raumaufteilung ist typisch für ein türkisches Bad. Den Eingang bildet ein langer Raum im Norden, der die gesamte Breite des Gebäudes umfasst. Von hier gelangte man in das Zentrum, das aus einem überkuppelten Bereich besteht, von dem aus vier kleinere Räume abgehen. In den Gebäudeecken liegen vier weitere Räumen. Der Zentralraum wurde als Warmbadebereich genutzt (sog. Sıcaklık). Es ist möglich, dass die ähnlich angelegten Räume im Osten des Gebäudes als abgegrenzter Frauentrakt dienten, da diese im Süden einen separaten Eingang aufweisen.
Text: Lisa Steinmann
Literaturhinweise
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K. Wulzinger, Das islamische Milet, Milet 3,4 (Berlin 1935)
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W. Müller-Wiener, Islamische Denkmäler im Stadtgebiet, IstMitt 31, 1981, 138–142
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A. Durukan, Menteşe Beyliği Zamanında Balat (Antik Miletus / Palatia), in: H.B. Konyar – N. Yavuzoğlu-Atasoy (Hrsg.), Beylikler Dönemi Kültür ve Sanat, Sanat Tarihi Derneği Yayınları 9 (Istanbul 2014) 83–134